Die Schweizer Super League befindet sich seit Mitte November in der Winterpause. Um die lange Wartezeit zu überbrücken, folgt deshalb ein von Opta massgeschneiderter daten- und grafikbasierter Rückblick auf die Leistungen in den ersten 16 Runden, mit den spannendsten Zahlen und Fakten über die Super League im Vergleich mit den zehn grössten europäischen Ligen, die Spielweise der Superligisten sowie deren auffälligste Akteure.

Super League im Vergleich mit den Top-10-Ligen Europas

Man kommt schneller zum Punkt

In der laufenden Saison wurden in der Super League im Schnitt 1184 Ballaktionen pro Spiel registriert, was nur in einer der Top-10-Ligen Europas unterboten wird, nämlich von der schottischen Premiership (1159). Durchschnittlich sind es 800 Pässe pro Partie in der Schweiz, also über 100 weniger als in England (911) und Frankreich (908), deren Topligen hier den Höchstwert haben.

Die Spiele in der CSSL sind aber dennoch weder langsam noch ereignisarm, was auch belegt werden kann. Die durchschnittlich 26.9 Schüsse pro Spiel werden in diesem Vergleich einzig von der niederländischen Eredivisie (27.8) getoppt. Im Schnitt wird in der Super League pro 29.8 gespielten Pässen ein Schuss abgegeben, damit regelmässiger als in allen Top-10-Ligen.

Passes per sequence - german

Die erfolgreichsten Dribbler

Eine Kategorie, in der sich die Spieler in der Super League von denjenigen in den Top-10-Ligen Europas abheben, sind die Dribblings. Diese bestreiten CSSL-Profis nämlich in 48% der Fälle erfolgreich, also öfter als in sämtlichen Topligen. Und in der Schweiz wird nicht wenig gedribbelt, 31.5 Dribblings pro Spiel sind mehr als der Durchschnitt der angegebenen Ligen von 30.8.

dribble success - german

Herausstechender Spieler hierbei ist Luzerns Asumah Abubakar. Der Offensivmann kommt auf 58 Dribblingversuche, was einzig vom Basler Dan Ndoye getoppt wird, und gestaltete 33 davon erfolgreich, was einer bemerkenswerten Erfolgsquote von 57% entspricht.

Top dribbles made - German
Best dribble success - German

Totalumkehr bei den torlosen Spielen

In der Saison 2021-22 haben die Super-League-Teams sehr verlässlich getroffen, erstmals gab es in der ganzen Meisterschaft nur vier torlose Spiele zu sehen, davon drei erst ab der 30. Runde (alle mit Beteiligung des FC Basel). Im Ligenvergleich war die 0-0-Quote von nur zwei Prozent die klar tiefste, wenn die Top-10-Ligen als Referenz genommen werden. In der laufenden Spielzeit zeichnet sich aber ein ganz anderes Bild, in den bestrittenen 16 Runden gab es in der Schweiz neun torlose Spiele und die Quote von 11% ist plötzlich Höchstwert im angegebenen internationalen Vergleich:

Goaless draws - German
Goaless draws this season - German

Unterschiedliche Spielweisen

Vor der Aufstockung auf 12 Teams im kommenden Sommer wird die Super League mit 10 Mannschafen zu Ende gespielt. Im internationalen Vergleich sind das wenige, aber trotzdem genug, um eine sehr facettenreiche Liga bieten zu können.

Swiss Super League playing styles

Wie in der Grafik klar ersichtlich, gehört das schnellste und direkteste Angriffsspiel dem FC St. Gallen. Die Ostschweizer haben das klar höchste Angriffstempo der Super League und die Spielzüge aus dem offenen Spiel beinhalten nur beim FC Winterthur durchschnittlich weniger Pässe.

Einen klar anderen Ansatz hat der FC Basel, dieser ist ballbesitz-orientiert, entsprechend weist der FCB auch den grössten Ballbesitzanteil der Liga aus (57%). Die Basler spielten zudem die meisten Pässe der Liga (461 pro Spiel) und dies auch mit der besten Passquote (83%). Ebenfalls Super-League-Topwert sind die 155 Sequenzen, die zehn oder mehr Pässe beinhalteten.

  • Die meisten Vertikalangriffe in den ersten 16 Runden fuhr Servette (39), also Angriffe aus dem offenen Spiel, die in der eigenen Platzhälfte beginnen, mit einem Abschluss oder Ballaktion im gegnerischen Strafraum enden und bei denen mindestens die Hälfte der Pässe in Richtung des gegnerischen Tors gespielt werden.
  • Auf die wenigsten Vertikalangriffe kommt der FC Sion (20), bei dem allerdings vier davon mit einem Tor endeten – geteilter Liga-Höchstwert mit dem FC Lugano (4 Tore aus 30 Vertikalangriffen).
  • Auf den klar tiefsten Ballbesitz kommt der FC Winterthur (39%).

FCSG-Pressing sticht heraus

  • Der FC St. Gallen hat die höchste Balleroberungslinie der Super League, 43.7 Meter von der eigenen Grundline entfernt, der FC Sion die tiefste (37.3 m vor dem eigenen Tor).
  • St. Gallen verzeichnete 180 hohe Ballgewinne, klarer Höchstwert in der Super League. Ebenfalls Topwert sind die daraus entstandenen vier Tore.
FC Gallen high turnovers 2022-23
  • St. Gallen und YB betreiben gemäss der Pressing-Metrik PPDA das intensivste Pressing der Liga, bei beiden sind es im Schnitt nur 9.2 gegnerische Pässe pro eigene Defensivaktion.
  • Deutlich abwartender spielte Aufsteiger Winterthur, der im Schnitt 16.2 Pässe pro eigene Defensivaktion zuliess – die meisten in der Super League.

Zwei Espen haben offensiv den grössten Einfluss

Wenn es um die Beteiligung an Spielsequenzen im offenen Spiel geht, die mit einem Abschluss endeten, dann schwingen in dieser Super-League-Saison zwei Spieler vom FC St. Gallen obenaus, Jordi Quintillà (74 Beteiligungen) und Lukas Görtler (73). Wobei Ersterer meist der Initiator im Mittelfeld ist, nur bei 29 seiner 74 Sequenzen gab Quintillà den entsprechenden Torschuss selbst ab (18-mal) oder spielte die Vorlage dazu (11-mal).

Swiss Super League sequences

Zudem endeten bei Görtler und Quintillà nur neun respektive acht dieser Sequenzen auch mit Toren. In dieser Kategorie liegt GCs Hayao Kawabe vorne, der aus dem offenen Spiel zwar nur an 54 Sequenzen beteiligt war, die mit einem Torschuss endeten, davon waren aber stolze 13 erfolgreich.

Das YB-Bollwerk

Die Young Boys sind als souveräner Leader in die Winterpause gegangen, mit 10 Punkten Vorsprung auf das zweitklassierte Servette. Die Berner haben mit 35 Toren die beste Offensive der Liga (es folgt St. Gallen mit 33), doch noch beeindruckender ist die defensive Performance. Nur neun Gegentore kassierte YB in den 16 Ligaspielen unter Raphael Wicky – fast jedes andere CSSL-Team mindestens doppelt so viele (es folgt Basel mit 17 Gegentoren). Damit sind sie Young Boys auch auf Rekordkurs, davor waren es in einer Super-League-Saison nach den ersten 16 Spielen immer mindestens 11 Gegentore, der Fall 2012/13 beim FC St. Gallen und 2020/21 bei YB selbst (da in der Folge CSSL-Rekord mit 29 Gegentoren in einer ganzen Saison).

Deutlich ausgeglichener ist die Lage, wenn man das Expected-Goals-Modell beizieht, zwar liegt auch da YB mit 16.2 xGA an der Spitze, doch nur knapp vor dem FC Zürich (16.6 xGA). Die Young Boys haben also über sieben Gegentore weniger kassiert, als laut Modell mit den Abschlüssen der Gegner zu erwarten gewesen wären. Mitgrund dafür sind die starken Leistungen von Torhüter David von Ballmoos.

David von Ballmoos xGOT

Unter den Torhütern mit mindestens drei Einsätzen in der laufenden Super-League-Saison hat YBs David von Ballmoos die klar beste Abwehrquote, mit fast 84%. Es folgen St. Gallens Lawrence Ati-Zigi (72.4%) und Servettes Jérémy Frick (72.3%).

FCZ kaum wiederzuerkennen

2021/22 entzückte der FC Zürich die Super League und wurde in überzeugender Manier Schweizer Meister. Nun aber in dieser Saison als Titelverteidiger läuft bei den Zürchern nur wenig wie gewünscht, nach nur zwei Punkten nach acht Runden erfolgte die Trennung von Trainer Franco Foda. Jetzt nach 16 Runden sind es immerhin 12 Zähler auf dem FCZ-Konto, 22 weniger als zum gleichen Zeitpunkt in der Vorsaison, was in der Tabelle Platz 10 bedeutet.

Zurich comparison German

Augenscheinlich ist, dass das Offensivspiel der Zürcher bei weitem nicht mehr so gut funktioniert wie in der Vorsaison, sie kommen zu weniger Abschlüssen und erzielen deutlich weniger Tore. Frappant ist der Unterschied bezüglich Effizienz, 2021/22 war der FCZ in der Super League das Team, welches seinen Expected-Goals-Wert im grössten Mass übertraf (74 Tore bei 62.2 xG, exkl. 4 gegnerische Eigentore), während in dieser Saison das Gegenteil der Fall ist, kein anderes CSSL-Team blieb so weit hinter dem xG-Wert zurück (13 Tore bei 20.7 xG).

Zurich shots 2021-22
Zurich shots 2022-23

Die Tabelle, wenn nur die Chancenqualität massgebend wäre

Eine interessante Spielerei ist es, sich die Super-League-Tabelle anzuschauen, wenn man die Resultate rein von der Modellrechnung diktieren lässt. Sprich: Es gewinnt nicht das Team die drei Punkte, welches mehr Tore geschossen hat, sondern das, welches sich in der Partie den höheren xG-Wert erspielt hat.

Expected-Points-Tabelle* – Super League 2022-23:

* Die Tabelle wurde so berechnet, dass die Anzahl der Remis gleich gross ist wie in der realen Tabelle. Entsprechend wurde einem Team der Sieg zugesprochen, wenn der xG-Wert in der Partie mindestens 0.35 grösser war als der des Gegners.

  • Wintermeister ist im Modell ebenfalls der BSC Young Boys. Doch hier ist der virtuelle Vorsprung deutlich geringer, es sind nur drei Punkte auf den FC Luzern.
  • In den Extremen liegen die drei Zürcher Teams. Am meisten von der Spielerei profitieren tut der FC Zürich, der in Echt satte 17 Punkte weniger geholt hat als in der xG-Tabelle. Die grössten Profiteure sind die Grasshoppers und Winterthur, die beide acht Punkte mehr geholt haben als anhand der Chancen vorausgesagt.

Basel sündigt im Abschluss

Der FC Basel hat nur 11 Tore aus dem offenen Spiel erzielt in den 16 Super-League-Spielen dieser Saison. Nur dem FCZ (10) und Winterthur (11) gelangen weniger solcher Treffer. Und das, obwohl Basels Abschlusspositionen mit einem Gesamtwert von 16.2 Expected Goals die viertbesten der Liga sind. Der FCB hatte in der Hinrunde eine Chancenverwertung von nur 11.3%, der zweitschwächste Wert der Liga (FCZ 8.4%).

  • Vergleicht man Basels Abschlusspositionen (Expected Goals, 16.2) mit den Schüssen, die daraus resultierend auf das gegnerische Tor kamen (Expected Goals on Target, 13.7), ist die Unterperformance des FCB erneut sichtbar. Die Differenz von -2.5 ist die negativste aller CSSL-Teams in dieser Saison.
Basel open-play shot locations 2022-23

Ballträger mit Wirkung

Wenn es um die sogenannten Carries geht, zu Deutsch Läufe mit dem Ball am Fuss über fünf Meter oder mehr, dann ist Servettes Timothé Cognat einer der Vorzeigespieler in der Super League. Aus 12 solcher Läufe entstanden beim französischen Mittelfeldspieler Abschlüsse seiner Mitspieler – dies ist geteilter Super-League-Höchstwert mit seinem Landsmann Andy Diouf vom FC Basel. Ausbeute bei Cognat aus allen abgebildeten Carries ist ein Tor und ein Assist.

Timothe Cognat Chance-creating carries 2022-23

Timothé Cognat gehört allgemein zu den besten Vorbereitern der Liga. 28 Torschussvorlagen sind es aktuell bei ihm, auf so viele kommen sonst in der Super League nur seine Teamkollegen Patrick Pflücke (ebenfalls 28) und Miroslav Stevanovic (31), sowie die beiden St. Galler Jordi Quintillà (33) und Lukas Görtler (34).

Neun Super-League-Spieler an der WM dabei

Gleich fünf Spieler des Schweizer WM-Kaders für Katar verdienen ihr Geld in der heimischen Super League. Das sind Christian Fassnacht, Fabian Rieder, Ardon Jashari, Renato Steffen und Fabian Frei, alle fünf kamen am Turnier auch zum Einsatz. Gesamt verzeichnete die Super League für die Schweizer Nati 130 Einsatzminuten an der WM.

  • Im Vergleich zu 2018 wirft die Selektion von Murat Yakin ein sehr gutes Bild auf die Super League, denn damals in Russland war nur ein Spieler im Schweizer WM-Kader in der Super League aktiv (Michael Lang, Wechsel nach der WM von Basel nach Gladbach). Lang kam damals zu 12 Einsatzminuten.
  • Rieder (20 Jahre, 285 Tage) war gegen Brasilien der zweitjüngste Spieler, der für die Schweiz in den letzten 50 Jahren in einem WM-Spiel in der Startelf stand, nach Johan Djourou 2006 gegen die Ukraine. Er wurde vor allem defensiv gefordert, ging in 13 Zweikämpfe, Höchstwert aller Schweizer.

Vier weitere CSSL-Spieler waren an der WM:

  • St. Gallens Lawrence Ati-Zigi stand in allen drei Gruppenspielen für Ghana im Tor. Er kassierte zwar gesamt sieben Gegentore, zeigte mit je vier Paraden gegen Südkorea und Uruguay aber ansprechende Leistungen.
  • Luzerns Mohamed Dräger stand in den ersten beiden Gruppenspielen für Tunesien in der Startelf. Er gewann acht seiner 12 Zweikämpfe im Turnier, konnte sich offensiv aber nur selten einbringen und kam nur zu drei Flanken (1 angekommen).
  • Für Kanada kam Basels Liam Millar zu einem Teileinsatz über neun Minuten gegen Belgien.
  • YBs Jean-Pierre Nsame, mit neun Treffern bester Torschütze dieser CSSL-Saison, war bei Kamerun im Kader, kam allerdings nicht zum Einsatz.

Stand der Daten: 1. Januar